Die Story: Das ist bei denen immer so

Die Auswirkungen eines mitarbeiterzentrierten Führungsstils in Zeiten des Fachkräftemangels

Vor einiger Zeit hatte ich einen interessanten Inhouse-Workshop für acht Abteilungsleiter:innen eines mittelständischen Unternehmens mit etwa 350 Mitarbeitern.

 

Als ich morgens in den Tagungsraum des Unternehmens kam, um alles vorzubereiten, fiel mein Blick sofort auf einen der noch leeren Teilnehmerplätze und auf folgendes Ensemble: eine große Flasche Cola, eine große Tafel Schokolade und für jeden sichtbar ein großer Zettel auf dem folgendes stand.

Post-it!

Das ist in dieser Abteilung immer so!

Die Teilnehmer:innen trafen ein, und da alle aus demselben Unternehmen kamen, kannte man sich. Ich beobachtete die Runde und es fiel mir auf, dass niemand sonderlich überrascht schien über diese einzigartige Tischdekoration. Der Kollege, Armin, dem die Aufmerksamkeit galt, freute sich natürlich sehr.

Ich teilte meine Verwunderung mit der Gruppe, die darauf lapidar lächelnd mit „Das ist bei denen in der Abteilung immer so“ reagierte. Was meint Ihr damit?“ wollte ich wissen.Na ja, keine Ahnung, nett halt.“, bekam ich als Antwort von einem der Abteilungsleiter.

Das reichte mir nicht und ich nahm mir vor, Armin nach dem Seminar zu seiner Abteilungskultur und seinem Führungsstil zu interviewen.

Ein krasser Führungsstil (inspirieren, motivierend, auf Augenhöhe)

So etwa klang die beeindruckende Antwort.

„Ich komm' mir echt nicht wie der große Boss vor. Wir sind eher eine eingeschworene Gemeinschaft, die voll auf das abfährt, was wir machen! Mir ist mega wichtig, dass alle bei uns mit dem Herzen voll dabei sind und richtig Bock haben. Jeder soll verstehen, dass unsere Arbeit nicht nur ein Job ist, sondern sinnvoll und wichtig. Darüber reden wir oft.

Wo gelacht wird…

Und wir haben echt viel Spaß miteinander. Meistens fühlt es sich gar nicht wie Arbeit an, wenn wir zusammen sind. Da wird viel gescherzt und auch mal rumgealbert. Aber ich denk immer, wo viel gelacht wird, ist gute Stimmung.

Es gibt auch mal Zoff

Natürlich gibt’s auch bei uns Stress oder Zeitdruck oder unangenehme Kunden. Klar gibt’s auch mal Zoff!  Da hat keiner Hemmungen zu sagen, was ihn stört. Die sparen auch nicht mit Kritik untereinander oder an mir. Das wird dann geklärt und keiner ist nachtragend. Aber für mich ist Feedback Gold, nicht Kritik. Das sehen wir im Team alle so.

Außerdem ist mir superwichtig, dass wir alle locker miteinander reden können. Ich sag' immer: Haut raus, was euch im Kopf rum spukt – Ideen, Sorgen, alles ist willkommen!

Sinn in der Arbeit

Ich glaube, was uns richtig zusammenschweißt, ist, dass wir den Sinn in unserer Arbeit sehen. Wir machen das, was unsere Aufgabe ist, echt gerne. Das ist oft auch ein Thema bei unseren Meetings – dass wir versuchen unseren Kunden das Beste zu geben.

Umgang mit Fehlern

Mir bedeutet es viel, dass wir alle zusammenhalten und jeder in Fehlern die Chance zum Besserwerden sieht. Keiner soll Schiss haben, mal was zu verbocken. Ich möchte, dass die Leute sich was trauen, Initiative ergreifen, und ich stehe voll hinter ihnen, damit sie ihre eigenen und unsere gemeinsamen Ziele rocken können.

Ich steck' persönlich richtig Energie in das Miteinander, um jeden im Team weiterzubringen und ich feier' jede Leistung und jeden Beitrag, weil das die Motivation und das Kommittent nur noch mehr pusht. Am Ende des Tages sehe ich mich nicht so sehr als Chef, sondern eher wie ein Coach, Mentor oder Kumpel, der dafür sorgt, dass wir alle zusammen was Großartiges schaffen, worauf wir stolz sind.“

„Wie sieht es denn bei Dir mit Fluktuation aus?“, fragte ich weiter. „Hast Du ein Problem mit Fachkräftemangel?“

Die Antwort kam prompt: „Nö, wenn jemand geht, dann aus gutem Grund und dann steht meistens schon jemand anders an der Tür, der bei uns mitmachen will.“

Nachahmungswert!

Was mich fasziniert hat, war, dass die anderen Kursteilnehmer:innen sich scheinbar damit abgefunden hatten, dass in ihrem Unternehmen eine solche Subkultur herrschte, ohne dass es dazu geführt hätte, dass man sich daran ein Beispiel genommen hätte.

Wie würden Sie in einer solchen Situation reagieren? Kennen Sie ähnliche Beispiele?

Die Geschichte dieser Führungskraft und ihres Teams zeigt eindrucksvoll, wie eine positive und wertschätzende Arbeitskultur zu einer starken Bindung der Mitarbeiter:innen an das Unternehmen und zu außergewöhnlichen Leistungen führen kann. Durch offene Kommunikation, gegenseitiges Vertrauen und eine gemeinsame Vision gelingt es, aus Arbeitsfrust Arbeitslust zu machen. Diese Geschichte erinnert uns daran, dass erfolgreiche Führung nicht nur Autorität und Hierarchie bedeutet, sondern vielmehr das Schaffen einer Umgebung, in der sich jeder Einzelne wertgeschätzt, motiviert und unterstützt fühlt.

Inspirieren Sie diese Fragen?

 

Wie würden Sie auf diese Fragen antworten?

  • Was kann man aus der Geschichte lernen, übernehmen, nachahmen?
  • Wie würde es sich anfühlen, in so einem Team zu arbeiten?
  • Wie kann es gelingen, ein Team so zu „drehen“, dass aus Arbeitsfrust, Arbeitslust entsteht?
  • Wie könnte sich die beschriebene Führungskultur auf die Motivation und das Engagement Ihrer Mitarbeiter:innen auswirken?
  • Welche konkreten Maßnahmen könnte man ergreifen, um eine ähnliche positive Arbeitsatmosphäre im eigenen Team oder Unternehmen zu schaffen?
  • Glauben Sie, dass eine solche Führungskultur in allen Branchen und Unternehmen funktionieren würde, oder gibt es spezifische Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen?
  • Welche Rolle spielt die offene Kommunikation und das gegenseitige Feedback in für die Mitarbeiterbindung?

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